Bei Nässe, anhaltendem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt war lange nicht klar, ob die Westfalenpokal-Partie zwischen den Bezirksliga-Fußballerinnen von Borussia Dortmund und dem Regionalligisten VfL Bochum überhaupt stattfinden kann.
Erst zwei Stunden vor Anpfiff gab die Platzkommission das Go - die Partie musste allerdings auf Kunst- anstatt Naturrasen ausgetragen werden. Die 1000 Zuschauenden störte das wenig - sie feuerten ihr jeweiliges Team lautstark an.
Letzteres sehr zur Freude von Bochums Trainerin Kyra Malinowski: "Es war eine sehr schöne Atmosphäre. Vielleicht wäre es noch einen Ticken schöner gewesen, wenn wir im kleinen Stadion (Nachwuchsstadion des BVB im Fußballpark Hohenbuschei, Anm. d. Red.) hätten spielen können, aber nichtsdestotrotz sind wir sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit und diesen Rahmen genießen durften. Die Unterstützung von beiden Seiten war toll und hat den Mannschaften gut getan. Alles in allem war es eine Runde Sache."
Über den Spielverlauf war die Trainerin des VfL hingegen weniger glücklich. Und das nicht ohne Grund. Die Bochumerinnen starteten stark in die Partie, konnten ihre anfänglichen Chancen jedoch nicht in Tore ummünzen. Stattdessen mussten sie mit dem ersten bzw. zweiten Angriff der Borussinnen in der 16. und 23. Minute zwei Gegentreffer durch Mandy Reinhardt und Ana Louisa Zabell hinnehmen und liefen plötzlich einem 0:2-Rückstand hinterher.
Trotz deutlicher Feldüberlegenheit des VfL änderte sich am Spielstand bis zum Halbzeitpfiff nichts mehr - auch, weil der BVB stark verteidigte und immer wieder mutige Nadelstiche setzte.
"Wir wussten, dass Dortmund keine normale Bezirksligamannschaft ist, unserer Meinung nach könnten sie mit der Qualität durchaus in der Regionalliga mithalten", versucht Malinowski zunächst die Kräfteverhältnisse einzuordnen.
Sie räumte dann aber ein, dass der Spielverlauf ganz und gar nicht dem entsprach, was ihre Mannschaft sich vorgenommen hatte. "Dass wir uns so in die Bredouille bringen und mit 0:2 in die Halbzeit gehen, war definitiv nicht der Plan. Wir wollten früher den Sack zumachen und hatten auch die Gelegenheiten dazu. Insgesamt haben wir in der ersten Halbzeit nicht unsere Leistung abrufen können, zu viele Fehlpässe gespielt und zu oft die falschen Entscheidungen getroffen", analysiert die Trainerin.
Und sie reagierte in der Pause entsprechend, nahm gleich drei Wechsel vor. Unter anderem kam mit Madeline Gier eine 67-malige Bundesligaspielerin in die Partie. "Wir haben in der Halbzeit angesprochen, dass wir mit einer anderen Einstellung rausgehen müssen. Ich glaube die Wechsel haben uns allesamt sehr gut getan und nochmal frischen Wind, Zug zum Tor und mehr Ruhe am Ball reingebracht", erklärt die 29-Jährige.
Das sollte sich für die Bochumerinnen dann auch auszahlen. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff fand ein aus dem Halbfeld getretener Freistoß von Janine Angrick etwas glücklich den Weg ins Tor. Direkt im Anschluss traf die eingewechselte Gier mit einem schönen 20-Meter-Distanzschuss und in der 62. Minute konnte auch Bochums Top-Torjägerin Svenja Streller sich mit ihrem Tor zum 3:2-Endstand in die Torschützinnenliste eintragen.
Am Ende hat es für die Schwarz-Gelben nicht ganz gereicht. Sie mussten die erste Pflichtspielniederlage überhaupt hinnehmen. Zum Trost wurde die Mannschaft von Thomas Sulewski von den Anhängern für ihre wirklich bemerkenswerte Leistung gefeiert. Das Augenmerk liegt jetzt wieder auf dem primären Ziel, dem Landesliga-Aufstieg. Den nächsten Schritt dorthin können sie am Sonntag (15 Uhr) gegen den SV Hohenlimburg 1910 machen.
Die Derby-Siegerinnen vom VfL werden zeitgleich in der Regionalliga gegen den Tabellenletzten FV Mönchengladbach gefordert sein. Auf dem Leichtathletik-Platz neben dem heimischen Ruhrstadion möchten sie mit dem Rückenwind aus der Pokal-Partie den nächsten Erfolg feiern, um am Ende der Saison den Sprung in die zweite Bundesliga zu schaffen.